
Stell dir vor, dein Kind macht eine Matheaufgabe und löst sie fehlerfrei. Klingt gut, oder? Aber hier kommt die spannende Erkenntnis: Eine Aufgabe, die auf Anhieb perfekt gelöst wird, war eigentlich zu leicht. Denn unser Gehirn wächst an Herausforderungen – und Fehler sind der beste Beweis dafür, dass gerade etwas Neues gelernt wird.
Warum Fehler wichtig sind
Jedes Mal, wenn ein Kind eine Aufgabe nicht sofort versteht oder Fehler macht, passiert etwas Großartiges: Das Gehirn wird aktiviert, es entstehen neue Verbindungen, und echtes Lernen findet statt. Wer keine Fehler macht, bleibt auf der Stelle stehen. Deshalb sollten wir Fehler nicht als etwas Negatives sehen, sondern als eine Chance, besser zu werden.
Eine starke Regel: Fehlerfreie Aufgaben waren zu leicht. Nur an Herausforderungen können wir wachsen.
Fixed Mindset vs. Growth Mindset
Wie wir über Fehler denken, entscheidet darüber, ob wir daraus lernen oder nicht.
Fixed Mindset: „Ich kann das einfach nicht.“
Growth Mindset: „Cool, eine neue Herausforderung! Ich übe so lange, bis ich es kann.“
Wenn wir wollen, dass unsere Kinder mutig Neues ausprobieren, über sich hinauswachsen und die Welt entdecken, brauchen wir eine positive Fehlerkultur. Und das beginnt bei uns Erwachsenen.
Fehler machen – und zwar auch wir Eltern!
Kinder lernen nicht nur durch Worte, sondern vor allem durch unser eigenes Verhalten. Wenn wir Fehler vermeiden oder kleinreden, übernehmen Kinder genau diese Haltung. Deshalb ist es wichtig, dass wir ganz authentisch mit unseren eigenen Fehlern umgehen.
Ein Beispiel: Du backst einen Kuchen, gibst dir richtig viel Mühe – und dann misslingt er. Das ist der perfekte Moment, um deinem Kind zu zeigen, dass auch Erwachsene Fehler machen:
„Oh Mann, so ein Mist, das hat nicht funktioniert! Dabei habe ich mir so viel Mühe gegeben. Ich verstehe das gar nicht.“
Damit signalisierst du: Es ist okay, enttäuscht zu sein. Fehler machen etwas mit uns, und das ist völlig normal. Wichtig ist aber, was danach passiert:
Ursachenforschung statt Frust: „Woran könnte es gelegen haben? Habe ich eine Zutat vergessen? Vielleicht war die Temperatur zu hoch? Was könnte ich nächstes Mal anders machen?“
So lernt dein Kind, dass Fehler nicht das Ende, sondern der Anfang eines Lernprozesses sind.
Tipps für eine positive Fehlerkultur in der Schule
Lehrer haben einen großen Einfluss darauf, wie Kinder Fehler wahrnehmen. Kleine Änderungen können viel bewirken:
✅ Grüne Korrekturen: Statt Fehler rot anzustreichen (Rot ist eine Signalfarbe für Gefahr!), lieber Grün verwenden.
✅ Lupen-Symbole für Fehler: Eine kleine Lupe zeigt, wo noch etwas entdeckt werden kann. Nach der Korrektur wird sie in eine Sonne verwandelt – und am Ende lachen die Kinder viele kleine Sonnen an.
✅ Positive Symbole: Während der Tests kleine Blumen, Häkchen oder lachende Smileys setzen. Auch ein „Wow!“ oder „Toll formuliert!“ motiviert mehr als eine trockene Punktzahl.
Wenn Kinder Angst vor Fehlern haben
Es ist kein Wunder, dass viele Kinder Fehler vermeiden wollen – schließlich werden sie oft mit traurigen Smileys oder schlechten Noten bestraft. Deshalb kann es eine echte Herausforderung sein, gemeinsam eine positive Fehlerkultur zu entwickeln. Doch es lohnt sich!
Hier sind vier Tipps, die helfen können:
1️⃣ Fokus auf das, was richtig ist: „Wow, acht von zehn Aufgaben sind schon richtig!“
2️⃣ Fehler sind Helfer: „Schau mal, dieser Fehler ist ein echter Helfer. Daraus können wir richtig viel lernen!“
3️⃣ Fehlersuche spielerisch gestalten: „Huch, da fehlt wohl ein H! Warte, ich fange es kurz ein… An welche Stelle gehört es denn?“
(Dabei mit der Hand ein unsichtbares H „einfangen“.)
4️⃣ Anstrengung loben, nicht nur das Ergebnis: „Toll, wie viel Mühe du dir gibst. Ich sehe drei Fehler – wetten, dass du sie auch findest, wenn du den Text rückwärts liest?“
Fazit: Wer keine Fehler macht, macht auch sonst nicht viel
Wenn wir Kindern die Angst vor Fehlern nehmen, geben wir ihnen den Mut, Neues auszuprobieren. Doch es reicht nicht, ihnen das zu sagen – wir müssen es ihnen auch vorleben. Fehler gehören dazu, sie sind nichts Schlimmes, sondern Zeichen für Entwicklung. Und am Ende geht es nicht darum, perfekt zu sein, sondern zu wachsen. Also feiern wir die kleinen Fehler – sie sind der Beweis, dass gerade etwas Großartiges passiert!
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