Angststörungen im Kindes- und Jugendalter: Was Du als Elternteil wissen solltest
Ängste sind normal – sie helfen uns, Gefahren zu erkennen und uns zu schützen. Doch was, wenn die Angst Dein Kind übermannt und es im Alltag behindert? Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, und vielleicht fragst Du Dich: „Ist das bei meinem Kind normal, oder sollte ich handeln?“
Was ist eine Angststörung?
Von einer Angststörung spricht man, wenn die Angst unverhältnismäßig stark ist, über längere Zeit anhält und den Alltag Deines Kindes erheblich beeinträchtigt. Sie zeigt sich in verschiedenen Formen. Hier sind die häufigsten:
Trennungsangst
Trennungsangst kommt oft im Kleinkindalter vor, kann aber auch bei älteren Kindern zum Problem werden. Dein Kind hat extreme Angst davor, von Dir oder anderen engen Bezugspersonen getrennt zu sein.
Erkennst Du das bei Deinem Kind?
Hat Dein Kind morgens häufig Bauchweh oder Übelkeit, besonders wenn es zur Schule soll?
Klammert es sich an Dich und weint, wenn Du das Haus verlässt?
Spricht es oft von Angstträumen, in denen es Dich verliert?
Soziale Phobie
Bei einer sozialen Phobie hat Dein Kind Angst vor Situationen, in denen es im Mittelpunkt steht oder von anderen bewertet wird. Es zieht sich zurück, obwohl es sich nach Freundschaften sehnt.
Kommen Dir diese Verhaltensweisen bekannt vor?
Dein Kind wird vor Referaten oder Gruppenarbeiten extrem nervös oder verweigert diese komplett.
Es sagt Treffen mit Freunden ab, weil es sich unsicher fühlt.
In sozialen Situationen macht es sich übermäßig Sorgen
Dein Kind hat Angst, sich vor seinen Mitschülern zu erniedrigen, indem es eine falsche Antwort gibt, etwas Unangemessenes sagt, sich in Verlegenheit bringt oder sogar übergeben muss.
Spezifische Phobien
Das sind übersteigerte Ängste vor bestimmten Objekten oder Situationen – zum Beispiel vor Spinnen, Hunden, Dunkelheit oder engen Räumen.
Frage Dich:
Reagiert Dein Kind panisch, wenn es mit seiner Angst konfrontiert wird, etwa durch Schreien oder Weglaufen?
Vermeidet es bestimmte Orte oder Aktivitäten, weil es dort „Gefahr“ vermutet?
Wirkt die Angst für Dich übertrieben oder nicht nachvollziehbar?
Panikattacken
Eine Panikattacke ist eine plötzliche, überwältigende Angstwelle, begleitet von starken körperlichen Symptomen. Für Kinder ist das oft besonders beängstigend.
Beobachtest Du Folgendes bei Deinem Kind?
Plötzliche Herzrasen, Zittern oder Atemnot?
Klagen über ein Engegefühl in der Brust oder das Gefühl, „ohnmächtig zu werden“?
Angst vor weiteren Attacken, die es daran hindert, unbeschwert den Alltag zu erleben?
Wann solltest Du handeln?
Manchmal ist es nicht leicht, eine behandlungsbedürftige Angst zu erkennen. Dieser kurze Fragebogen kann Dir helfen, die Situation besser einzuschätzen:
Hat Dein Kind Ängste, die über einen Zeitraum von mehr als vier Wochen andauern?
Schränken diese Ängste das Leben Deines Kindes merklich ein (z. B. Schulverweigerung, Rückzug, Schlafprobleme)?
Klagt Dein Kind über körperliche Symptome, ohne dass der Arzt eine Ursache findet?
Vermeidet Dein Kind bestimmte Situationen oder Orte, die es früher problemlos gemeistert hat?
Hast Du das Gefühl, dass Dein Kind sich zunehmend unwohl und unsicher fühlt?
Wenn Du bei drei oder mehr Fragen mit „Ja“ geantwortet hast, ist es sinnvoll, Unterstützung zu suchen.
Wie kannst Du Deinem Kind helfen?
Nimm die Ängste ernst: Dein Kind braucht das Gefühl, dass es gehört wird. Bagatellisiere seine Ängste nicht.
Sprich mit Deinem Kind: Frage behutsam nach, was genau es belastet. Oft hilft es, die Angst in Worte zu fassen.
Schaffe Sicherheit: Ein strukturierter Alltag mit festen Routinen gibt Deinem Kind Halt.
Hole Dir Unterstützung: Eine Psychotherapeutin oder ein Psychotherapeut kann Euch helfen, die Ängste besser zu verstehen und gezielt anzugehen. Angststörungen lassen sich gut behandeln – je früher, desto besser.
Warum es wichtig ist, Ängste ernst zu nehmen
Unbehandelte Angststörungen können nicht nur den Alltag Deines Kindes erschweren, sondern auch langfristige Folgen haben – wie Schulprobleme, soziale Isolation oder sogar depressive Verstimmungen. Doch mit der richtigen Unterstützung kann Dein Kind lernen, seine Ängste zu bewältigen und wieder mutig durchs Leben zu gehen.
Erinnere Dich: Dein Kind ist nicht allein. Du kannst den ersten Schritt tun, damit die Angst nicht länger das Leben Deiner Familie bestimmt.
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